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Bindungstypen verstehen – und warum sie so viel über deine Partnerschaft verraten

  • Autorenbild: Sandra Sauter
    Sandra Sauter
  • 29. Juli
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 8. Okt.


Zwei Gesichter nebeneinander

Hast du schon mal etwas von den verschiedenen Bindungstypen gehört? Du wünschst dir eine liebevolle Partnerschaft auf Augenhöhe. Doch irgendwie scheinst du immer wieder an Menschen zu geraten, bei denen es kompliziert wird.


Mal fühlst du dich zutiefst verbunden – und im nächsten Moment zieht sich dein Gegenüber zurück oder stößt dich vor den Kopf. Vielleicht spürst du selbst eine tiefe Sehnsucht nach Nähe, aber sobald sie möglich wäre, wird dir alles zu viel.


Was auch immer dich in deinem Liebesleben beschäftigt: Die Wissenschaft der Bindungstypen kann ein echter Gamechanger sein. Denn oft liegt es gar nicht an dir – sondern an einem Muster, das du seit deiner frühen Kindheit unbewusst mit dir trägst.


In diesem Artikel erfährst du:


  • welche Bindungstypen es gibt

  • wie sie unsere Beziehungen beeinflussen

  • wie typische Dynamiken zwischen ihnen ablaufen

  • und warum es so wertvoll ist, zu einem sicheren Beziehungstyp zu werden.


Wenn du bereit bist, schauen wir jetzt gemeinsam hin – mit einem liebevollen Blick auf dich, deine Muster und dein Beziehungserleben.


Inhaltsverzeichnis


Die drei Bindungstypen – und warum sie so viel erklären


Die Psychologin Rachel Heller und der Psychiater Amir Levine haben in ihrer Forschung herausgefunden, dass wir Menschen in Liebesbeziehungen meist einem von drei Bindungsmustern folgen:


  • dem sicheren Bindungstyp

  • dem ängstlichen Bindungstyp

  • oder dem vermeidenden Bindungstyp


Diese Muster entstehen früh – und bleiben oft unbewusst, bis wir sie erkennen. Viele Herausforderungen in der Liebe lassen sich erst dann wirklich verstehen.


Die klassische Aufteilung in drei Bindungstypen (sicher, ängstlich, vermeidend) ist ein guter Einstieg.


Hinweis zur Einordnung:


In der bindungstheoretischen Forschung gibt es darüber hinaus noch einen vierten, sehr spannenden Stil: den ängstlich-vermeidenden oder desorganisierten Bindungstyp.


Menschen mit diesem Stil sehnen sich oft nach Nähe – und gleichzeitig fürchten sie sie. Sie erleben ein inneres Hin- und Hergerissensein, das Beziehungen besonders herausfordernd macht. Häufig liegt diesem Muster eine Geschichte emotionaler Verletzungen oder früher Bindungsbrüche zugrunde.


Der Einfachheit halber fokussieren wir uns in diesem Artikel auf die drei gängigsten Typen – sicher, ängstlich und vermeidend –, um dir einen klaren, verständlichen Einstieg in das Thema zu ermöglichen.

Der ängstliche Bindungstyp: Nähe wird zur Überlebensfrage


Wenn du dich hier wiedererkennst, hast du wahrscheinlich ein starkes Bedürfnis nach Verbindung. Du brauchst viel Bestätigung und gerätst schnell ins Grübeln, wenn dein Gegenüber sich distanziert oder sich nicht meldet. In dir lebt eine tiefe Angst, verlassen zu werden – oft begleitet von innerer Unruhe und Selbstzweifeln.


Du möchtest dich sicher fühlen, aber statt Sicherheit findest du dich immer wieder in emotionalen Achterbahnfahrten wieder. Häufig sind es vermeidende Partner:innen, die dich anziehen – was diese Dynamik noch verstärkt.


Typische Anzeichen:


  • Du brauchst viel Nähe und Rückversicherung.

  • Du interpretierst Stimmungen schnell gegen dich.

  • Du fühlst dich emotional schnell abhängig und unsicher.


Der vermeidende Bindungstyp: Nähe macht Angst


Du bist gerne unabhängig. Nähe ist für dich nur dann schön, wenn sie kontrollierbar bleibt. Sobald es zu eng wird – emotional oder körperlich – ziehst du dich zurück. Oft aus einem Gefühl innerer Überforderung oder aus Angst, dich selbst zu verlieren.


Auch wenn du dich nach Liebe sehnst, lässt du sie nur in homöopathischen Dosen zu. Der Gedanke, jemanden wirklich nah an dich heranzulassen, fühlt sich oft bedrohlich an – auch wenn du das vielleicht nicht offen zeigst.


Typische Anzeichen:


  • Du brauchst viel Freiheit und Rückzug.

  • Zu viel Harmonie fühlt sich schnell erstickend an.

  • Du sendest unbewusst gemischte Signale, um Abstand zu schaffen.


Der sichere Bindungstyp: Liebe darf fließen


Wenn du zu diesem Bindungstyp gehörst, ist dir emotionale Nähe vertraut. Du genießt sie – ohne dich abhängig zu fühlen. Du bist in der Lage, Konflikte offen anzusprechen, ohne Drama zu erzeugen. Vertrauen, Verlässlichkeit und ein liebevoller Umgang prägen deine Beziehungen.


Menschen mit sicherem Bindungsverhalten können gut für sich und andere sorgen – und sind in der Lage, sowohl Nähe als auch Autonomie zu leben.


Typische Anzeichen:


  • Du kannst dich emotional öffnen und gleichzeitig bei dir bleiben.

  • Du sprichst Konflikte an, ohne Schuldzuweisungen.

  • Du fühlst dich in Beziehungen grundsätzlich sicher.


Warum wir werden, wie wir lieben


Unser Bindungstyp entsteht meist in der frühen Kindheit. Je nachdem, wie feinfühlig und verlässlich unsere Bezugspersonen auf uns reagiert haben, lernen wir, ob Nähe sicher oder gefährlich ist.


  • Kinder, die sich sicher gebunden fühlen, entwickeln Urvertrauen.

  • Wer emotionale Kälte, Ambivalenz oder Überforderung erlebt hat, passt sich an – mit Strategien, die später zu Bindungsmustern werden.


Die gute Nachricht: Diese Muster sind nicht in Stein gemeißelt. Selbst wenn du dich im ängstlichen oder vermeidenden Typ wiedererkennst, kannst du durch Bewusstwerdung, innere Arbeit und sichere Beziehungserfahrungen einen neuen Weg einschlagen.

Warum ziehen sich ängstliche und vermeidende Bindungstypen so oft an?


Diese Kombination ist weit verbreitet – und oft schmerzhaft.


Der ängstliche Typ sehnt sich nach Nähe, der vermeidende Typ braucht Abstand. Was in der ersten Verliebtheit noch wie Magie wirkt (Stärke trifft auf Hingabe), wird im Alltag schnell zur Belastung.


Der/die ängstliche Partner:in fühlt sich ständig unsicher – und wird kontrollierend oder klammernd.


Der/die vermeidende Partner:in fühlt sich unter Druck – und zieht sich zurück.


Was folgt, ist ein endloser Kreislauf: Nähe – Rückzug – Schmerz – erneute Annäherung.


Diese Dynamik ist keine „Schuldfrage“, sondern ein Zusammenspiel zweier Schutzmechanismen. Beide wollen eigentlich dasselbe: geliebt werden. Doch ihre Wege, das zu erreichen, könnten unterschiedlicher kaum sein.


Typische Paarkonstellationen – und was in ihnen geschieht


Sicher + sicher

Harmonie, Wachstum und tiefe Verbindung sind möglich. Konflikte werden besprochen, Nähe und Distanz dürfen sich abwechseln. Beide fühlen sich emotional sicher.


Ängstlich + vermeidend

Das ist die häufigste, aber herausforderndste Kombination. Der eine jagt, der andere flieht. Beide erleben immer wieder Verletzungen, obwohl sie sich eigentlich nach Sicherheit sehnen.


Vermeidend + vermeidend

Kaum Bindung möglich, da Nähe dauerhaft abgewehrt wird. Diese Kombination kommt selten zustande – oder bleibt oberflächlich.


Ängstlich + ängstlich

Starke Abhängigkeit, intensive Emotionen, aber auch viele Unsicherheiten. Die Beziehung ist geprägt von Drama, gegenseitiger Überforderung und instabiler Verbindung.


Und wie komme ich raus aus dem Muster?


Du musst deinen Bindungstyp nicht „wegtherapieren“ – aber du kannst ihn erforschen, verstehen und liebevoll verändern.


Dein Bindungsverhalten ist kein Makel. Es ist eine Antwort auf Erfahrungen, die du irgendwann einmal gemacht hast. Und genau deshalb lässt sich daran auch arbeiten – behutsam, ehrlich und mit der richtigen Unterstützung.


Der wichtigste Schritt: Werde selbst zur sicheren Basis.


Wenn du ängstlich bist:


  • Lerne, bei dir zu bleiben, auch wenn dein Gegenüber sich distanziert.

  • Stärke dein inneres Kind – und erkenne, dass du heute anders reagieren darfst als früher.


Wenn du vermeidend bist:


  • Erforsche, was Nähe für dich so bedrohlich macht.

  • Wage es, dich Stück für Stück zu zeigen – auch wenn es sich zuerst ungewohnt anfühlt.


Und für beide gilt:


  • Achtsame Körperarbeit, Tantramassage oder traumasensible Begleitung können ein sicherer Raum sein, um neue Bindungserfahrungen zu machen – ohne Leistungsdruck, Drama oder Schuld.


Fazit: Du bist nicht falsch – du bist geprägt


Beziehungsmuster entstehen nicht einfach so. Sie sind Ausdruck deiner Geschichte, deiner frühen Erfahrungen und deiner Sehnsucht nach Liebe.


Ob du dich in der ängstlichen, vermeidenden oder sicheren Dynamik wiederfindest – all das sagt nichts über deinen Wert aus. Es erzählt nur, wie du gelernt hast, mit Nähe und Verletzlichkeit umzugehen.


Und das Schöne ist: Du kannst dich weiterentwickeln. Du darfst alte Prägungen hinter dir lassen und neue Wege gehen – in deinem Tempo, mit liebevoller Begleitung, wenn du magst.


Vielleicht ist jetzt der Moment, dich selbst besser kennenzulernen. Deinen Körper, deine Reaktionen – und deine tiefsten Bedürfnisse. Nicht, um jemand anderes zu werden. Sondern um der Mensch zu sein, der du im Innersten schon immer warst.


Buch-Tipps - wenn du tiefer eintauchen möchtest

Amir Levine, Rachel S.F. Heller: Warum wir uns immer in den Falschen verlieben – Beziehungstypen und ihre Bedeutung für unsere Partnerschaft, Goldmann 2015


Dr. Judy Ho – The New Rules of Attachment (2024): Eine neuropsychologische Perspektive auf Bindungsthemen jenseits von Technik. Dr. Ho zeigt, wie du durch Selbst-Elternschaft (reparenting), Achtsamkeit und konkrete Übungen deinen Bindungsstil heilen kannst – unabhängig davon, welchem Typ du folgst. Die Autorin bietet ein modernes, wissenschaftlich fundiertes und tief empathisches Healing-Modell.


Wenn du deinen Bindungstyp nicht nur verstehen, sondern auch fühlen willst


Manchmal reicht das Wissen allein nicht aus. Wenn du spürst, dass du deinem Bindungsmuster auch auf körperlich-emotionaler Ebene begegnen möchtest, kann eine tantrische Einzelbegleitung ein liebevoller erster Schritt sein. In einem geschützten Raum darfst du dich neu erfahren, jenseits von Erwartungen, Drama oder alten Mustern.


Ihr habt als Paar Lust auf einen spielerischen Einstieg in das Thema Tantra?


  • Einsteiger-Tantra-Workshop für Paare:

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Ihr möchtet als Paar die Kunst der Tantramassage erlernen?


Privater Paar-Workshop – ein Tag nur für euch

In einem geschützten Rahmen begleite ich euch dabei, euch mit achtsamer Präsenz zu begegnen und neue Formen von Nähe und Berührung zu entdecken. Je nach Format lernt ihr entweder die Grundlagen bewusster, sinnlicher Berührung am Silikonmodell als Inspiration für zuhause oder vertieft eure Erfahrung in der vollständigen Tantramassage mit meiner individuellen Anleitung.



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